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1 Der Kauf der DL 650 V-Strom war meine Antwort auf den kapitalen Kardanschaden an meiner BMW R 1200 GS. Nicht, dass ich nicht gerne wieder eine Maschine mit mehr als einem Liter Hubraum fahren würde, aber meine Bereitschaft, rund 15.000 EUR für eine Neumaschine aus deutschen Landen auszugeben, liegt nahe dem Nullpunkt. Ins Auge gefasst hatte ich auch eine BMW F 800 GS oder eine Triumph Tiger 800 XC, aber beide Modelle liegen incl. einigem Zubehör dann immer noch deutlich über 10.000 EUR. In den vergangenen Jahren war ich schon einmal ein recht zufriedener Treiber einer Suzuki SV 650 und da dieser Motor auch die DL 650 befeuert, war die Entscheidung schnell getroffen: Es sollte eine V-Strom sein, genauer eine DL-650. Aufgewertet ist meine "Frau Strom" mit einigem Zubehör, das längere Reisen angenehm macht: Touren-Windschutzscheibe, Heizgriffe, Navigation, Enduro-Reisefußrasten, Bordsteckdose, Handprotektoren, Unterfahrschutz, Sturzbügel und einem Hauptständer. Auf Koffer möchte ich verzichten, da meine Erfahrungen bei den Rumänien- und Bosnienreisen gezeigt haben, dass es auch mit einer guten 50-Liter-Gepäckrolle und einem ausgeklügelten Tankrucksacksystem geht. Im Übrigen sieht die DL mit Koffersystem einfach nur schrecklich aus: Das Trägersystem baut dermaßen breit, dass der ästhetische Anblick völlig zerschlagen wird. 2 Gerade aus diesem Grunde war es für mich nahezu selbstverständlich, wieder dem Bagster-System mein Vertrauen zu schenken, zumal ich noch im Besitz des Bagster-Tankrucksacks war. Für die nicht Eingeweihten: Bei dem Bagster-System handelt es sich um eine markante Tankschutzhaube (love it or hate it), die fest montiert bleibt und der Tankrucksack wird mit einfach zu bedienenden Verschlüssen darauf befestigt. Da wackelt nichts, da rutscht und scheuert nichts, da verkratzt auch nichts und das Abnehmen und Wiederanbringen des Tankrucksacks, z.B. bei Tankvorgängen, dauert gefühlt 30 Sekunden. 3 Dauertest, Teil 1 Nach rund 18.000 Kilometern auf höchst unterschiedlichem Straßenbelag (bester Asphalt bis hin zu Schlamm- und Schotterpisten in Rumänien) ist es an der Zeit, ein kleines Zwischenfazit zu ziehen: Die V-Strom ist ein reisetaugliches, wendiges und zuverlässiges Brot-und-Butter-Bike, null Probleme, funktioniert alles tadellos. Der Motor vermittelt mir stets das Gefühl, wesentlich potenter unterwegs zu sein, als man dies von 650 ccm und 72 PS erwarten würde. Es geht stets druckvoll voran, wobei das Mopped stets gut beherrschbar bleibt. Die Ergonomie passt: 5.000 Kilometer in zwei Wochen bereiten ebenso wenig Probleme wie Tagesetappen von 500 Kilometern oder mehr. Ölverbrauch habe ich noch nicht nennenswert festgestellt. Die Entschleunigung funktioniert dank ABS tadellos. Die Rückrufaktion Anfang 2016 hat die DL ebenfalls tadellos überstanden: Das Ventilspiel passte, ausgetauscht werden musste nichts.
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4 Dauertest, Teil 2 Kritik bestenfalls zu Kleinigkeiten: Unterfahrschutz: Ein Motorrad wie die V-Strom, die ja ausweislich auch (leichte) Geländetauglichkeit haben soll, serienmäßig ohne Unterfahrschutz, dafür aber mit einem in Flugrichtung von Dreck und Steinen liegenden Ölfilter auf die Straßen zu lassen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich hätte jedenfalls meine 2014er Rumänienreise ohne Unterfahrschutz nicht heile überstanden. Und das als Originalzubehör angebotene Unterfahrschutz-Plastikgedöns kann man vergessen ... zumindest dann, wenn man die Enduro artgerecht bewegen möchte. Windschutz: Dann noch etwas zum Thema "Windschutz": Die Serienscheibe ist nicht schlecht - die Zubehörscheibe mit Spoiler bringt nicht mehr. Kostet viel Geld, hat mir (179 cm Körpergröße) aber keinerlei Vorteil gebracht. Meinen Sturz in den Karpaten 2014 hat die Scheibe ohnehin nicht überlebt, so dass ich mir die etwas höhere Zubehörscheibe von Louis angeschraubt habe. Scheint meinen Wünschen nach verwirbelungsfreiem Windschutz zu genügen. Koffer: Unterwegs habe ich einige V-Strom mit Koffersatz gesehen. Meine persönliche Meinung: Optisch geht das gar nicht, insbesondere weil die Koffer eine unglaublich Breite einnehmen. Damit bleibt man beim erstbesten Befahren eines Trampelpfades am Gebüsch hängen. Ganz zu Schweigen von dem (rechtswidrigen, aber zumindest theoretisch in Erwägung gezogenen) Durchschlängeln bei Autobahnstaus. Auspuff: Der Serien-Sound der Suzuki verursacht nun nicht gerade eine Gänsehaut. Da Motorradfahren viel mit Emotionen zu tun haben, ist mir der Klang eines Motorrades schon wichtig. Serienmäßig erinnert das Klangbild der Suzuki - sicherlich etwas übertrieben - an eine Heckenschere. Da freut sich der Nachbar und die Umwelt. Ich wollte gleichwohl ein wenig "mehr" an Kribbeln erfahren und so habe ich mich nach langem Suchen für einen Komplettauspuff der Fa. GPR entschieden. Der Preis ist noch ok und der Klang der Maschine ist nun "erwachsener", blubbernder, tiefer geworden, ohne sonderlich laut zu sein. Nachbar und Umwelt freuen sich noch immer, ich mich nun allerdings auch. 5 Die Geschichte geht weiter ... Da ich mit der DL 650 hinsichtlich Ergonomie, Motorleistung und Preis-/Leistungsverhältnis sehr gut zufrieden bin, habe ich mich im Sommer 2016 für den Erwerb eines neuen Modells entschieden. Nach kurzer Überlegung fiel die Entscheidung zugunsten einer neuen DL-650 XT. Positiv fiel auch ins Gewicht, dass ich Zubehör- und Anbauteile im Wert von fast 1.000 Euro von meiner alten auf meine neue V-Strom umschrauben konnte. An der XT gefällt mir neben der "Schnabel-Optik" und den Speichenrädern vor allem - und das war das Kaufargument schlechthin - die Erweiterung der Inspektionsintervalle auf 12.000 Kilometer. Nun ist Schluss mit dem ewigen schielen auf die Kilometeranzeige, ob ich nun vor oder nach der nächsten größeren Tour zur Inspektion muss. Vorbei die ewige Kalkulation der beabsichtigten Kilometerleistung, um den nächsten Inspektionstermin halbwegs zu treffen. Mit 12.000 Kilometern komme ich vermutlich ein ganzes Jahr aus. Die Maschine habe ich - wie viele Motorräder vorher auch - im Motorradshop Ahlen, Michael Stamm, gekauft: Service, Beratungsqualität und Werkstattgüte sind 1A mit 5*****. |