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Jahrelange gute Erfahrungen mit der Zuverlässigkeit der V-Strom haben mich nicht davon abgehalten, nach neuen und vor allem leistungsstärkeren Maschinen Ausschau zu halten. Ein wesentlicher Grund hierfür lag darin, dass die 650er Suzuki mit rund 70 PS für eine Urlaubsreise zu zweit incl. Gepäck nicht gerade übermotorisiert ist. Ins Auge gefasst wurden bei der Auswahlentscheidung drei Motorräder: Suzuki V-Strom 1000 (neuwertig), Honda Cross-Tourer (Baujahr 2016, 9.000 Kilometer auf der Uhr) und die Tiger Explorer von Triumph (Baujahr 2012, 4,500 Kilometer gelaufen). Nach einigen Gedanken zur Pflegeintensität des Antriebsstrangs fiel die Entscheidung zugunsten eines kardanbetriebenen Motorrades und gegen die pflegeintensivere Kette. Die 1000er V-Strom war somit aus dem Rennen, obschon sicherlich ein ganz tolles Motorrad. Nach einer vergleichenden Probefahrt beim freundlichen Händler mit der Cross-Tourer und der Tiger war es dann klar: Es wird eine Triumph, insgesamt meine Fünfte. Diese Entscheidung war aber keine gegen die Cross-Tourer. Es waren am Ende Kleinigkeiten, die den Ausschlag für die Triumph gegeben haben. Nicht zuletzt die überragende Touren- und Sozia-Tauglichkeit.
Die Tiger kommt unglaublich wuchtig und schwer daher, ist aber nicht korpulenter als die Cross-Tourer von Honda. Erst mal in Bewegung gesetzt, verschwinden die mehr als 500 Pfunde dann wie von Zauberhand. Nun ja, die Tiger ist keine 250er. Will sie ja auch gar nicht sein, da Fahrkomfort auf hohem Niveau im Vordergrund steht. Auf heimischen Schotterstrecken macht die Tiger allerdings auch eine brauchbare Figur, ohne – das sei zugegeben – an die nahezu spielerische Leichtigkeit der V-Strom oder einer XT 660 heranreichen zu können. Ich werde es akzeptieren müssen, dass die Tiger eher Reisedampfer als Spring-ins-Feld ist. Aber ... das eine oder andere leichtere Gelände werde ich mir vermutlich trotz des auslandenden Gewichtes und des hohen Schwerpunktes der Tiger nicht nehmen lassen ;-) Von der Presse gelobt, im Forum jedoch kritisch beäugt ist der Kardanantrieb und seine Haltbarkeit. Ich werde selbigen mal im Auge behalten und im Schadensfall auf die Geltendmachung meiner Jahresgarantie verweisen.
Zu den Fahrzeugdaten Hubraum: 1215 ccm Leistung: 137 PS Drehmoment: 121 Nm bei 6400 Umdrehungen Höchstgeschwindigkeit: ausreichend Antrieb: Kardan Leergewicht: 260 Kilo
„tourenfahrer.de“ schreibt hierzu: „Mit der Tiger Explorer beansprucht Triumph eine Spitzenposition im Feld der Reiseenduros. Höchste Spitzenleistung im Segment, hochwertige Komponenten sowie Assistenzsysteme und umfangreiche Ausstattung serienmäßig sind Fakten, die das Bike zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz für den bislang unangefochtenen Champion BMW R 1200 GS machen könnten.“ (Quelle: Wikipedia) Nun werde ich das Tigerchen mal gut pflegen und hoffe auf viele stress- und beanstandungsfreie Kilometer. Über Besonderheiten werde ich an dieser Stelle berichten …
Erlebnisbericht Teil I: Nach nunmehr 8.500 Kilometern, mehr als 4.000 davon "am Stück" im Rahmen einer zweiwöchigen Sommer-Urlaubs-Reise, darf ich feststellen, dass die Tiger stressfrei das tut, was sie soll: Fahren und Freude bereiten. Der Antrieb ist genial, der Sitzkomfort für Fahrer und Sozia phänomenal und die Unterbringung von ausreichendem Gepäck gesichert. Der Spritverbrauch pendelt - je nach Fahrweise - zwischen 4,9 und 5,8 Litern je 100 Kilometer, was ich angesichts der Masse und der Leistung absolut in Ordnung finde. Die Bridgestone BT 023 sind nicht die beste Wahl für die Tiger, da diese aber ein Geschenk des "Freundlichen" waren, werde ich sie bis zum Sommer 2019 auf jeden Fall weiter fahren - es sei denn, das Profil hat vorher sein Haltbarkeitsmarke erreicht. Ich werde weiter berichten ...
Reifen: Bestückt war die Tiger zum Zeitpunkt des Kaufes mit einem fast abgefahrenen Satz "Michelin Tourance Next". Warum das Profil nach nur 4.500 Kilometern deutliche Gebrauchtsspuren zeigte, wird vermutlich an der sportlichen Gangart des Vorbesitzers gelegen haben. Nach den Testberichten im Netz hält dieser Reifen nämlich (deutlich) länger. Nun ja, ich werde es wohl irgendwann einmal testen ... Da mir der "Freundliche" einen Satz BT023 spendiert hatte, war ich dann mit diesen Gummis mehr als 8.000 Kilometer unterwegs. Kein doller Reifen, aber auch nicht so schlecht, wie in diversen Internetforen beschrieben. Ich hatte jedenfalls stets das Gefühl, dass dieser Reifen mehr an Schräglage zulassen könnte, als ich mich jemals trauen würde. Für einen Schwedentrip im Mai 2019 habe ich dann die noch mit 2 mm Profiltiefe versehenen BT023 gegen ein deutsches Fabrikat getauscht: Heidenau K60 Scout M+S. Diesen Reifen hatte ich vor Jahren schon auf die Felgen meiner Ténéré und danach auf die der GS aufziehen lassen und war damit gut zufrieden. Nun auf der Tiger macht dieser Reifen - erstaunlich auch auf der Straße - ebenfalls einen sehr guten Job. Haftung ist gut, zumindest bei trockenem Asphalt (... und bei Nässe fahre ich eh vorsichtig) und auf den Schotterpisten Schwedens sollte der Grip auch nicht schlecht sein. Ich werde dann beizeiten berichten, wie sich der Reifen in Schweden geschlagen hat ... Nachtrag: Schweden mit dem Heidenau war super ... Rumänien auf teilweise schlechten Straßen mit gleichen Reifen völlig problemfrei in jeder Lebens- und Straßenlage ... 2020 im Schwarzwald und in den Alpen ebenfalls. |
Zum Thema "Reisen" noch folgendes: Wir waren im Sommer 2018 zu zweit für zwei Wochen auf großer Reise. Die Tiger war bestückt mit dem originalen Koffersatz und einem Hepco & Becker "Gobi" Topcase in schwarz, welches sich optisch ganz gut mit den Koffern verträgt. Das Regenzeugs haben wir in einem Rucksack auf dem Top-Case transportiert, die in Kroatien gekaufte Luftmatratze ebenfalls. Alles in Allem bietet die Tiger insoweit großzügigen Stauraum, wobei man mit zwei Personen schon genau schauen muss, was mitgehört muss oder daheim bleiben kann. 2019 sind wir dann durch Polen, über die Beskiden und Ungarn nach Rumänien an das "Eiserne Tor" der Donau gereist. Die befürchteten Wetterkapriolen haben sich tatsächlich eingestellt, so dass wir von Tschechien (Kadan) bis in die Beskiden viel Regen hatten. Aber dann, yeah: Super Wetter, fast schon zu heiß :-) Die rund 5.000 Kilometer zu zweit auf der Tiger quer durch Südost-Europa haben die Reisetauglichkeit dieses Dickschiffes erneut unter Beweis gestellt: Super bequem für meine liebe Sozia, entspannt zu fahren für mich - zumindest dann, wenn die Fuhre in Bewegung ist ... Trotz rund 400 Kilogramm Gesamtgewicht gab es nie Probleme mit zu wenig Druck. Sogar auf der Transalpina in den rumänischen Südkarpaten - bei herausfordernden Steigungsprozenten - wurde die Tiger nie kurzatmig ... 140 PS reichen für ein entspanntes Reisen in allen Lebenslagen :-) Erlebnisbericht Teil II: ... einige tausend Kilometer später, Jahresbeginn 2021: Nachdem die Saison 2020 abgeschlossen ist, möchte ich ein kleines Zwischenfazit nach drei Jahren Tiger ziehen. Die Tiger ist mega bequem und soziatauglich. Das Moped schiebt mit massivem Druck aus jeder Lebenslage wild voran, gemütliches Bummeln geht aber mindestens genauso gut. Der Spritverbrauch ist selbstredend abhängig vom Gefühl in der Gashand. So treibt eine zügig sportliche Fahrweise den Verbrauch nahe an die 6 Liter je 100 Kilometer. Unsere Urlaubstouren auf den Balkan und quer durch Osteuropa haben wir jeweils mit 4,9 Litern abgeschlossen - voll bepackt und mit zwei Personen. Ein guter Wert, wie ich finde. Der Kardan, der mir entsprechend der teilweise gruseligen Geschichten im Internet zu Beginn meiner Beziehung mit der Tigerin einige Kopfschmerzen bereitet hat, macht das, was er soll: Er überträgt die Kraft des Motors auf das Hinterrad und dies macht er gut und ohne Murren, Klickern, Klackern oder sonstige negative Auffälligkeiten. Bei meiner BMW GS 1200, Bj. 2007, hat sich ja nach rund 50.000 Kilometern der Kardan verabschiedet und mir ein Loch von 1.800 Euro in die Urlaubskasse gerissen. Mir ist derartiges mit der Triumph Tiger Explorer 1200 erspart geblieben ... ![]() ![]() ![]() ![]() Unsere Wege haben sich getrennt: Was uns schon beim Kauf des Wohnmobils schwahnte, hat sich im Verlauf der folgenden zwei Jahre bewahrheitet: Wohnmobil und Reiseenduro vertragen sich nicht so gut: Man leistet sich kein Wohnmobil, um weiterhin mit dem Motorrad auf große Tour zu gehen ... wir zumindest nicht. Und so kam, was kommen musste: 2021 und 2022 kamen gerade mal 1000 Kilometer auf die Uhr der Tiger ... sie stand fast nur rum. Dafür war uns dann das Motorrad zu schade, zu teuer - und für eine Tour zum Motorradtreffpunkt oder zur Eisdiele zu wuchtig und zu schwer. Die Marktlage im November 2022 war gut und so konnte ich die treue Tiger zu einem fairen Kurs an einen jungen Reiseenthusiasten verkaufen, der in 2023 damit auf große Tour gehen möchte. Ein besseres Motorrad konnte er vermutlich nicht finden ... Da wir mit dem Motorradfahren aber nicht gänzlich aufhören wollen, sollte etwas deutlich kleineres und leichteres, unseren reduzierten Ansprüchen genügendes auf den Hof. Und es sollte etwas außergewöhnliches sein. Und nun steht sie hier: Royal Enfield Interceptor ... |